Wohnsituation in den Café-Zimmern verbessern

05/12/2020

Die Wohnungsnot ist das größte soziale Problem des Landes. Diese Feststellung wird von nahezu allen Akteuren des sozialen Sektors geteilt, so auch vom Sozialamt des Kantons Redingen, kurz OS CARE. Aus diesem Grund haben die Verantwortlichen des OS CARE gemeinsam mit dem Sozialamt Resonord ein Projekt ins Leben gerufen, mit dem besonders prekäre Wohnsituationen verbessert werden sollen. Konkret ist die Wohnsituation in den so genannten „Kaffiszëmmer“ gemeint. Annick Arend aus Weiswampach arbeitet seit Oktober als Wohncoach für die beiden Sozialämter und will die Café-Zimmer im Kanton Redingen sowie in den 9 Gemeinden des Resonord unter die Lupe nehmen und ggf. Verbesserungen erreichen.

Synergie: Frau Arend, wie wollen Sie konkret die Situation in den Café-Zimmern verbessern?

Annick Arend: Zunächst einmal möchte ich die verschiedenen Café-Zimmer im Kanton Redingen sowie in den 9 Gemeinden des Resonord ausfindig machen und die Wohnsituation einordnen. Viele Mieter dieser Café-Zimmer sind Klienten des Resonord, was die Aufgabe erleichtert. Anschließend wollen wir Vermietern, die ordentliche Café-Zimmer vermieten, ein Qualitätslabel aushändigen.

Ist die Situation in den Café-Zimmern denn wirklich so schlimm?

Auf dem Gebiet des Resonord, wo man sich schon länger mit dem Thema befasst und eine Bestandsaufnahme gemacht hat, gibt es von 10 Wohnstrukturen mit Café-Zimmern zwei, die intern als gut bewertet wurde. Zwei Strukturen sind in einem akzeptablen Zustand, während 6 als gesundheitsgefährdend angesehen werden können.

Was muss ich mir konkret unter einem Café-Zimmer vorstellen?

Es handelt sich um kleine Räume, oftmals ohne Kochmöglichkeit und eigenes Bad bzw. eigene Toilette. Meistens befinden sich solche Zimmer in den oberen Etagen von Cafés bzw. Wirtschaften, und die sanitären Verhältnisse lassen arg zu wünschen übrig. Doch etlichen Personen – meist Alleinstehenden – bleibt keine andere Wohnmöglichkeit als ein Café-Zimmer. Darüber hinaus sind die Mietpreise für solch erbärmliche Wohnräume oft viel zu hoch.

Was ist, wenn die Vermieter nicht mitmachen wollen?

Die Mitarbeit geschieht auf freiwilliger Basis. Wir setzen auf das Verständnis der Vermieter und wollen gemeinsam schauen, wie wir die Wohnsituation für unsere Klienten – wenn nötig - verbessern können. Sollten wir auf freiwilliger Basis mit dem ein oder anderen Vermieter nichts erreichen, werden wir die betroffenen Café-Zimmer trotzdem im Auge behalten. Befürchten wir gesundheitsgefährdende Zustände, werden wir eine Visite durch Polizei und Bürgermeister beantragen. Im schlimmsten Fall würde eine Räumung der Café-Zimmer durchgeführt.

Die Räumung der Café-Zimmer würde die Wohnungsnot nicht lindern.

Nein, aber wir können nicht untätig bleiben, wenn manche Vermieter die prekäre Situation unserer Klienten ausnutzen und horrende Mieten für erbärmliche Unterkünfte fragen. Die Wohnsituation wirkt sich schließlich auf viele andere Lebensbereiche aus wie die Gesundheit, die Arbeit, das Familienleben und so weiter. Die Sozialämter sehen die Not ihrer Klienten und möchten mit dieser Initiative gegensteuern.

Das Projekt wird zu jeweils einem Viertel vom Sozialamt Resonord, vom OS CARE sowie von den beiden lokalen Aktionsgruppen der europäischen LEADER-Initiative Éislek und Atert-Wark finanziert.

 

Resonord & OS Care
Annick Arend
Wohncoach der Sozialämter Resonord und OS Care
4, Résidence Al Post
L-9806 Hosingen
T +352 27 80 27
annick.arend@resonord.lu