Réidener Mobilitéitsatelier

Ausgangssituation

Im Rahmen des kantonalen Klimapaktes, wurde zwischen 2014 und 2017 vom Büro für Mobilitätsberatung und Moderation (BMM) zusammen mit den Mitgliedern der kommunalen Klimateams ein kantonales Mobilitätskonzept erstellt. Über eine flächendeckende Haushalts-Umfrage wurde 2015 der Modal Split ermittelt, welcher sich als sehr MIV-lastig (Motorisierter Individualverkehr) ergeben hat.

Eines der Hauptanliegen des Kantons sowie der Leader-Region Atert-Wark ist es deshalb mehr Einwohner für die Nutzung des ÖPNV (Öffentlicher Personennahverkehr) zu gewinnen. Diese Studie hat Vorschläge für die Neuauslegung des Busliniennetzes gemacht, welche in die kommende nationale Ausschreibung des Busnetzes integriert werden. 2019 wird dieses neue Busnetz umgesetzt und der Kanton will durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit seinen Einwohnern den ÖPNV attraktiver machen.

Gleichzeitig wurde im regionalen Radwegkonzept versucht alle Ortschaften der Region über bestehende, wenig befahrene Wege an das nationale Radwegnetz anzubinden. Diese Verbindungen wurden im Herbst 2016 ausgeschildert. Das Netz soll weiterhin verdichtet werden und optimal an das ÖPNV-Netz angebunden werden. Um den Anteil der Radfahrer im Alltag in unserer hügeligen Region zu erhöhen, will der Kanton vermehrt auf die Vermarktung des Pedelecs setzen.

Im bisherigen Prozess wurden die Bürgerinnen und Bürger des Kantons vor allem in Vertretung durch die Klimateams vertreten. Die wichtigen Zielgruppen der Beschäftigten sowie der Schülerinnen und Schüler wurden im Rahmen der lokalen Verkehrsplanung in der Vergangenheit bisher nicht gezielt angesprochen. Darüber hinaus erfolgte die Mobilitätsentwicklung im Kanton im Wesentlichen, wie in den anderen Kantonen des Landes auch, im Bereich der klassischen Verkehrsplanung (Infrastrukturplanung und Angebotsplanung). Mitmachaktionen und andere Beteiligungsformen wurden in der Vergangenheit nur in Einzelfällen angewendet. Moderne Instrumente der Mobilitätsentwicklung von Gemeinden und Regionen, wie das Mobilitätsmanagement, sind noch nicht zum Einsatz gekommen. Die großen Potenziale zur Erreichung und positiven Beeinflussung der Zielgruppe von betrieblichem, schulischem oder touristischem Mobilitätsmanagement wurden entsprechend kaum ausgeschöpft.

Ziele

Das Ziel dieses Projektes ist es, den Modal Split zugunsten der aktiven Mobilität und des ÖPNV zu erhöhen. Ein großer Anteil unserer Einwohner arbeitet im Einzugsgebiet der Stadt Luxemburg, welche nicht nur zu den Stoßzeiten mit erheblichen Verkehrsengpässen zu kämpfen hat. Der Anteil der Buspendler ist im Vergleich zu denen der Pendler im eigenen PKW sehr gering. Das Fahrrad kommt im Alltag nur minimal zum Einsatz.

Dieses Projekt hat zum Ziel die Abhängigkeit vom MIV im ländlichen Raum zu reduzieren und so die Lebensqualität in der Region trotz mangelnder Arbeitsplätze zu verbessern. Gleichzeitig ist die Entwicklung eines nachhaltigen Tourismus, mit Schwerpunkt auf Radfahren und Wandern, ein Schwerpunkt der jetzigen Leaderperiode. Die Umsetzung des Slow Tourism in unserer Region soll neue Arbeitsplätze schaffen.

Zur Erreichung dieser Ziele sollen die entsprechenden Zielgruppen mit neuen und innovativen Informations- und Beteiligungsformen angesprochen und für das Anliegen gewonnen werden. Hierfür soll ein umfassendes Mobilitätsmanagementsystem in der Leader-Region Atert-Wark implementiert werden.

Zielpublikum

Dieses Projekt richtet sich an verschiedene Bevölkerungsgruppen:

  • Grundschul-Schüler und Gymnasium-Schüler: Mobilitätsbildung in den Schulen, mit Veranstaltungen, Kampagnen,…
  • Berufstätige im Kanton: Mobilitäts-Sensibilisierung in den Betrieben und Gemeinden mit Kampagnen, Events, Veranstaltungen, ….
  • Berufstätige außerhalb des Kantons: Vermarktung des neues Buslinien-Netzes, Mitfahrer-App, Fahrrad im Alltag,…
  • Touristen: dichtes und attraktives Radwegnetz, gute Erreichbarkeit mit dem ÖPNV, …

Maßnahmenbeschreibung/ Projektinhalt

Das Projekt wird die vorgeschlagenen Maßnahmen des Mobilitätskonzeptes umsetzen:

  • Im Rahmen des Mobilitätsmanagements für Schulen sollen für die Grundschulen Kurse und Unterrichtseinheiten ausgearbeitet werden, um die Kinder für eine nachhaltige Mobilität zu sensibilisieren. Damit die aktuellen Mobilitätsgewohnheiten dauerhaft verändert werden können, soll das Programm auch mit Aktionswochen unterlegt werden.
  • Im einheimischen Gymnasium, Atert Lycée Réiden (ALR), sollen ebenfalls Kurse und Unterrichtseinheiten für eine nachhaltige Mobilität ausgearbeitet werden. Diese können anfangs in Lücken-Stunden und auf Dauer in den regulären Unterricht eingebracht werden. Weiterhin sollen auch beim ALR verstärkt Kampagnen und Aktionen organisiert werden.
    (Die Aktivitäten zum schulischen Mobilitätsmanagement sollten vom Kanton mit der weiteren Verbesserung der Anbindung des Atert Lycées Réiden unterstütz werden. Momentan ist das Gymnasium nur aus westlicher Richtung adäquat angebunden. Es ist die Anbindungen aus allen Richtungen zu gewährleisten.)
  • Das Mobilitätsmanagement soll auch in den Betrieben und den Kommunen in der Leader-Region Atert-Wark zu einem Nachdenken über die Wahl des Transportmittels anregen. Der Kanton Redingen hat 2016 eine Studie in Auftrage gegeben, um die Potenziale für ein nachhaltigeres Wirtschaften im Sinne der Kreislaufwirtschaft zu finden. Der Transport und die Mobilität haben in dieser Studie eine wichtige Rolle gespielt und die Ausarbeitung der Maßnahmen soll in diesem Projekt stattfinden. Im Rahmen des Projekts sollen hierfür die Grundsätze und Möglichkeiten des Mobilitätsmanagements für Betriebe und Arbeitgeber aller Art aufbereitet und den Arbeitgebern in einem Workshop dargestellt werden.
  • (Auf dieser Basis kann der Kanton verschiedene Aktionen für und mit den Betrieben und Arbeitgebern organisieren, wie z.B. Testwochen mit Pedelecs, Kennenlerntreffen für Fahrgemeinschaften, Probe-Abo für den ÖPNV usw.)
  • Damit unser Fahrradnetz auch für Alltagszwecke stärker als bisher benutzt wird, soll das Pedelec verstärkt als Alternative zum Auto vermarktet werden. Hierzu sollen die Potenziale für die Pedelecs und die schnellen S-Pedelecs in Bezug auf die einzelnen Ortschaften genauer analysiert und beworben werden. Aufgrund des Entfernungsspektrums von 20 – 30 km könnten damit Ziele wie die Bahnhöfe Mersch und Kleinbettingen, Arlon, die Nordstadt und die Stadt selbst erreicht werden. (Die Verbesserungsmöglichkeiten des Radverkehrsnetzes im Kanton werden derzeit in einem weiteren Projekt analysiert und auf den Weg gebracht.)
  • Das A und O um eine Verbesserung des Modal Splits zu erreichen, ist eine ständige und angemessene Kommunikation. Hier wird die aktuelle Struktur des Klimapaktes gerne auf die Expertise und das Wissen von kompetenten Dienstleister zurückgreifen.

Projektpartner

  • LEADER Gemeinden
  • Klimateams in den Gemeinden
  • Atert Lycée Réiden
  • Lëtzeburger Vëlos Initiative (LVI)
  • ORT Guttland (Office régional de Tourisme)
  • Verkéiersverbond Luxemburg

Innovation

Das Projekt bietet neue Lösungsansätze um gegen das Verkehrsproblem und die hohen Emissionswerte (bedingt durch den Transport) in Luxemburg vorzugehen. Das wichtige Anliegen dieses Projektes ist es, ein Umdenken in unserer Bevölkerung einzuläuten, welches die Auffassung des PKWs als das einzig taugliche Verkehrsmittel im ländlichen Raum in Frage stellen soll. Um dieses Umdenken zu erreichen, soll schon so früh wie möglich mit Sensibilisierungsarbeit bei den Kindern angefangen werden. In Luxemburg gibt es bis dato keine nachhaltige Mobilitätsbildung in den Schulen. Die Vermarktung des Pedelecs und des S-Pedelecs als vollwertige Alternative zum PKW auf Strecken bis 0-15 km ist bis jetzt auch noch nicht in Luxemburg erfolgt. Bezüglich der S-Pedelecs wäre dies Projekt sogar international ein Vorreiter, da selbst unsere Nachbarländer und Fahrradnationen hier bisher nicht aktiv geworden sind.

Vernetzung

Das Projekt wird mit der nationalen Mobilitätszentrale vernetzt sein um die nationalen Zielsetzungen und Kampagnen möglichst wirkungsvoll in unserer Leader-Region umzusetzen.

Ziel ist es, das Radwegnetz mit allen angrenzenden Regionen möglichst optimal zu vernetzen. Es besteht bereits eine sehr gute Zusammenarbeit mit Leader Lëtzebuerg West.

Beim schulischen Mobilitätsmanagement und der Mobilitätsbildung werden die allerersten Ansätze im Atert Lycée Réiden aufgegriffen und unterstützt. Zudem wird der Austausch mit Modellregionen zum schulischen Mobilitätsmanagement im benachbarten Ausland gesucht.

Periode
LEADER 2014-2020
Projektstatus
in Planung
Projektträger
Syndicat Intercommunal "de Réidener Kanton"
Dauer
Januar 2018 bis Dezember 2020
Budget
80.000 €
Kategorie
Wirtschaft
Kontakt
Klimapakt Kanton Réiden
11, grand-rue
L-8510
Redange


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